Digitale Transformation - Bericht 2016 von neuwärts

Digitale Transformation ist wie das Umgraben eines Friedhofs – keine Unterstützung von unten.

Diese Einschätzung zur „Digitalen Transformation“ habe ich neulich gehört und gedacht, genau so fühlt es sich oft an: Ich versuche in meiner Organisation etwas zu verändern und statt das Neue begeistert zu umarmen, spüre ich Widerstände der Mitarbeiter und Bereiche auf unterschiedlichsten Ebenen – puh … Aber ähnlich polarisierend sind die Aussagen, die ich als Berater für Organisationen oftmals aus der Belegschaft im Kontext von Veränderungsprozessen empfange. Zitat: „Das Management hat keine Ahnung von digital …“.

Mit derlei Denkblockaden kommen wir in Deutschland mit der digitalen Transformation sicher nicht voran. Es geht um nicht weniger als die Zukunftsbefähigung einer ganzen Volkswirtschaft samt seiner (arbeitenden) Bürger in Zeiten des digitalen Dauerwandels. Aufklärung und Differenzierung tuen Not – also an die Arbeit. Gemeinsam mit meinem Freund und Mitstreiter in Sachen „dicke digitale Bretter bohren“, Willms Buhse (Managementberatung doubleYUU), entstand am Elbstrand die Idee, dazu aktiv etwas beizutragen – das Beklagen hilft schließlich keinen Meter weiter.

Die Motivation hinter der Studie

Wenn der immer schnellere Wandel die einzige Konstante wird, dann müssen Unternehmen vor allem lernen, sich schneller und wirksamer zu verändern, d.h. selbst verbesserte Transformationsfähigkeiten zu entwickeln. Mit dem TRANSFORMATIONSWERK hat neuwaerts ein neuartiges, interdisziplinäres Netzwerk für Change-Begleitung, Innovationskultur und digitale Transformation gegründet (www.transformationswerk.de), um genau diese Veränderungsfähigkeiten zu fördern.

Die Vision einer „TRANSFORMATIONSWERK Akademie“ lautet: Wir bilden Menschen in Unternehmen zu „Masters of Transformation“ aus. Gibt es mehr dieser „MoTs“, dann wäre die deutsche Wirtschaft besser auf das Unplanbare, Unvorhersehbare und Disruptive vorbereitet. Die Menschen nach ihren konkreten Problemen, Haltungen und Bedarfen zu fragen, schien uns der beste Weg, um zu einem wirklich sinnvollen Angebot zu kommen. Also, eine Studie machen, yeah! Und da eine oberflächliche Befragung nach der „allgemeinen digitalen Reife“ wenig hilft, haben wir uns dafür entscheiden, nach einzelnen Bereichen differenziert zu fragen. Vorteil: es wird endlich klar, welcher Bereich (Management, HR, IT, Marketing etc.) was dazu über sich denkt (Selbstwahrnehmung) und vor allem, was die Bereiche über die anderen denken (Fremdwahrnehmung). Und hier liegt in der praktischen Beratung oftmals der berühmte Hase im menschlichen Pfeffer.

Die wichtigsten Ergebnisse

1. Defizite bei Strategie, Produkten, Vernetzung, interner Kommunikation und digitaler Kompetenz

Dass kein Unternehmen mehr um die digitale Transformation herumkommt, ist auf allen Ebenen angekommen. Ganze 90% der Befragten sehen hierbei die Sicherung der Zukunftsfähigkeit als Ziel Nr. 1. Dennoch enthüllen die Ergebnisse massive unternehmerische Defizite bei Strategie, Produkten, Vernetzung, interner Kommunikation und digitaler Kompetenz.

So verfügt z.B. nur knapp jedes zweite Unternehmen (49%) überhaupt über eine übergeordnete Strategie. Digitale Produkte und Services im Kerngeschäft fehlen bei 42% der Unternehmen bislang vollständig. Eine effektivere, bereichsübergreifende Zusammenarbeit in der digitalen Transformation scheitert heute noch an Abteilungs- und Silodenken sowie mangelhafter interner Kommunikation. Die Studienergebnisse zeigen, dass sich alle Abteilungen der essenziellen Bedeutung interner digitaler Kompetenz für den Erhalt der Zukunftsfähigkeit bewusst sind. Um die notwendige Qualifikationsbedarfe zu decken, fehlt es jedoch nicht an Investitionskapital, sondern schlicht an Wissen (55%) und Zeit (47%).

Transformer Studie, Transformationswerk. Grafik 1

2. Das Management überschätzt sich selbst

Die Zahlen zeigen deutlich: Management und Mitarbeiter vertreten unterschiedliche Perspektiven auf die digitale Transformation im Unternehmen. Wenn man diese spiegelt, zeigt sich auch, dass die Selbst- und die Fremdwahrnehmung des Managements stark auseinanderklaffen. So werden die Mitarbeiter nach Ansicht der
Unternehmensführung ausreichend an den relevanten Entscheidungsprozessen beteiligt (53%). Diese Einschätzung teilen allerdings quer durch alle Bereiche nur 18% der Mitarbeiter.

Auch bezüglich der Digitalisierung von Arbeitsprozessen sowie der internen Vernetzung vertritt das Management eine weitaus optimistischere Einschätzung als die Mitarbeiter. Die Vertreter der Unternehmensführungen sehen
sich primär für die digitale Transformation zuständig (73%) – aber nur 14% aller Mitarbeiter bewerten die digitale Kompetenz ihrer Chefs als hoch oder sehr hoch. Insgesamt fordern Mitarbeiter von der Unternehmensführung vor allem bessere Information, eindeutige Zuständigkeiten und mehr Qualifizierung beim Aufbau digitaler Kompetenzen.

Transformer Studie, Transformationswerk. Grafik 2

3. Personalabteilungen sind zu schwach aufgestellt

Das bereichsübergreifende Studiendesign erlaubt uns auch einen differenzierten Blick in die einzelnen Abteilungen. Hierbei zeigt sich ganz deutlich, dass HR in vielerlei Hinsicht starken Aufholbedarf hat. Ausgerechnet die Personalabteilungen, die für die Rekrutierung digitaler Talente, den internen Aufbau digitaler Kompetenz durch Weiterbildungsangebote und die Kreation neuer Arbeitswelten verantwortlich sind, schneiden von allen Abteilungen am schwächsten ab. Bezüglich digitaler Kompetenz, Nutzung digitaler Kommunikation und Digitalisierungsgrad der Arbeitsprozesse belegt der Personalbereich mit unterdurchschnittlichen Werten die
Schlussposition.

Fazit: Digitale Transformation muss in allen Abteilungen ansetzen

Unser Verständnis von digitaler Transformation basiert auf dem Modell des Transformationsrads und den hierin enthaltenen acht Dimensionen:

  • Leadership,
  • Strategy
  • Customer Relationships
  • Products & Services
  • Processes
  • Social Collaboration
  • Mindset
  • Transformations-Management

Eine Transformation kann nach diesem Modell nur gelingen, wenn sie auf allen miteinander verwobenen Ebenen ansetzt. Hier ein Beispiel: Das schönste CRM Tool nützt nichts, wenn die Mitarbeiter im Kundenservice nicht das entsprechenden Mindset für digitale Kundenorientierung mitbringen. Das muss ihnen vermittelt werden, und zwar von ihren Führungskräften und durch Weiterbildung. Damit sind bereits vier Dimensionen beteiligt: Digital Leaderhsip, Digital Customer Relationships, Digital Mindset und Digital Transformation Management.

Transformer Studie, Transformationswerk. Grafik 3

Um global wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen deutsche Unternehmen ihr Transformationstempo entscheidend beschleunigen.

Dies kann nur gelingen, wenn Veränderungsprozesse in allen Abteilungen hohe Priorität genießen und die verschiedenen Bereiche vernetzt auf ein Zielbild hinarbeiten. Das Management muss sich digital weiterentwickeln und eine vernetzte, offene, partizipative und agile Unternehmenskultur vorleben. Übergreifendes Lernen, flexible Hierarchien und bessere Kommunikation nach innen sind jetzt entscheidend. Kein Unternehmen kann es sich leisten, dass einzelne Bereiche im Unternehmen deutlich zurückfallen. Vor dem Hintergrund des massiven Qualifizierungsbedarfs muss vor allem im Personalbereich dringend umgedacht und aufgeholt werden.

Natürlich müssen die wegweisenden Impulse von der Geschäftsführung kommen. Doch wenn man all diese oben genannten Dimensionen betrachtet wird ganz klar: Digitalisierung ist ein Prozess, der ohne HR-, Marketing- und IT-Abteilungen nicht zu meistern ist. Sie ist eine Querschnittsaufgabe für das Unternehmen!

Der Transformationswerk Report 2016

Die vollständigen Ergebnisse des #TWR16 sind unter folgendem Link abrufbar:
http://www.transformationswerk.de/studie

Zum Transformationswerk Report

Die branchen- und bereichsübergreifende Studie wurde 2016 erstmals durchgeführt. Gemeinschaftliche Herausgeber sind die Unternehmen neuwaerts und doubleYUU. Basierend auf dem Modell des Transformationsrads von Dr. Willms Buhse untersucht die per Online-Befragung angelegte Studie die Einschätzungen, Bedarfe und Herausforderungen der digitalen Transformation. Mit 1.060 Teilnehmern aus Mittelstand und Konzernen ist der TRANSFORMATIONSWERK REPORT 2016 die größte bereichsübergreifende Studie zum Thema digitale Transformation in Deutschland. Der Report wird ergänzt um zwölf Leitartikel
renommierter Experten, wie u.a. Prof. Klemens Skibicki, Dr. Holger Schmidt und Tim Cole.

Zu den Autoren dieses Gastbeitrages:

Ingo Stoll
Ingo Stoll ist Geschäftsführer von neuwaerts und gehört zu den Pionieren der digitalen Kommunikation in Deutschland. Seit den ersten Publikationen zum Online-Marketing (1998) hat er sich dem Leitthema Crossinnovation verschrieben. Als Gründer des Innovationskongresses ConventionCamp wurde er 2011 mit dem LIDA Award als ‚Leader in the digital Age‘ ausgezeichnet. Als Mitgründer der Agentur neuwaerts berät er Unternehmen in Fragen digitaler Transformation und digitaler Markenstrategien. Er ist international als Keynotespeaker, Dozent und Podcaster tätig. Im TRANSFORMATIONSWERK arbeitet er als Initiator an
Angeboten zur Förderung von Innovationskultur, Change-Begleitung und digitaler Transformation.

Dr. Willms Buhse
Dr. Willms Buhse ist Geschäftsführer von doubleYUU und bringt die Innovationen des Silicon Valleys in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager wie Dieter Zetsche (Daimler) oder René Obermann zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am MIT und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Willms ist in Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften diplomiert. Seine Doktorarbeit verfasste er über Wettbewerbsstrategien im digitalen Zeitalter. Er bloggt für die Wirtschaftswoche und in führenden Unternehmensblogs.

Autoren der Transformer Studie 2016

 

Ich bedanke mich herzlich für den großartigen Beitrag und hoffe, dass ich ein wenig zur Verbreitung des Transformationswerk Reports 2016 beitragen kann.

 

 

Torsten

Schön, dass Du meinen Beitrag gelesen hast.

Das hier ist mein Social Media Blog. Hier gebe ich Wissen und Tipps weiter für alle, die Social Media gerne besser verstehen möchten.

Ansonsten bin ich Gesellschafter in einer Agentur für digitales Marketing. Daher weiß ich, welche Wünsche und Sorgen gerade am Anfang beim Thema Social Media da sind. Und versuche, ein wenig behilflich zu sein.

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